Rechte Gewalt ist keine Vergangenheit – sie ist Gegenwart. Hanau, Halle und München, aber auch Nürnberg, Solingen, Dortmund und viele weitere Orte in Deutschland haben eins gemeinsam: Sie wurden zu Tatorten rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Doch die offizielle Anerkennung und das institutionelle Gedenken hinken hinterher – Erinnerung muss hart von unten erkämpft werden. Die Kontinuität rechter Gewalt wurde in der Vergangenheit zu oft geleugnet und die Perspektiven Betroffener finden bislang kaum Eingang in politische Prozesse und die offizielle Erinnerungskultur. Dabei waren die Stimmen der Gedenkinitiativen Überlebender und Hinterbliebener rechter Gewalt immer da.

Das Modellprojekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ der Amadeu Antonio Stiftung schafft Gegenöffentlichkeit, vernetzt Gedenkinitiativen und gibt Betroffenen die Kontrolle über ihre Narrative zurück. Das Netzwerk unterstützt 11 lokale Gedenkinitiativen dabei, ihre Perspektiven sichtbar zu machen, sowie Missstände aufzuarbeiten und leistet damit praktische Unterstützung gegen strukturellen Rassismus und Antisemitismus.

Seit den 1990er-Jahren vernetzen sich Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Deutschland, um sich zu unterstützen und gemeinsam für Aufklärung und Erinnerung einzutreten. Seit 2023 fördert die Amadeu Antonio Stiftung das daraus entstandene Solidaritätsnetzwerk. Gemeinsam wird daran gearbeitet, die Perspektiven der Betroffenen in die Öffentlichkeit zu tragen und Erinnerungslücken zu schließen. Mit der digitalen Erinnerungsplattform www.selbstbestimmt-erinnern.de wird Pionierarbeit geleistet: Sie bietet einen umfassenden Überblick über 219 Biografien, unterschiedliche Gedenkformen und damit auch über 30 Jahre Kampf um Selbstbestimmung. Im Zentrum steht die selbstbestimmte Erinnerung der Betroffenen, mit denen die interaktive Plattform entwickelt wurde. Es sind ihre Geschichten, politischen Anliegen und Formen des Gedenkens, die hier erstmalig und langfristig einen Platz finden.

Wir laden zum Pressegespräch ein:

Einladung zum digitalen Pressegespräch_24.04. (Download PDF)

Donnerstag, 24. April, 11:00 Uhr digital via Zoom
Am Pressegespräch nehmen teil:

  • Anna Warda, Projektleitung „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ (SVEB)
  • Gamze Kubaşik, Tochter von Mehmet Kubaşık, der in Dortmund vom NSU ermordet wurde und Teil des Bündnisses „Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich“
  • Newroz Duman, Initiative 19. Februar Hanau
  • Moderation: Tahera Ameer, Vorständin und Rassismusexpertin bei der Amadeu Antonio Stiftung

Die Teilnehmenden berichten über ihre Arbeit in den Initiativen, ihren Einsatz gegen das Vergessen, über die Folgen der Gewalt für ihr eigenes Leben und warum sie sich trotz vieler traumatischer Erfahrungen weiterhin engagieren. Außerdem werden sie erläutern, warum es – gerade nach vielen Jahren, in welchen sie Täter-Opfer-Umkehr durch Gesellschaft und Staat erlebt haben – ein solches Projekt und eine solche Website braucht.

Das Pressegespräch findet online via Zoom statt. Die Anmeldung und Registrierung erfolgt über den Link:
https://amadeu-antonio-stiftung-de.zoom.us/webinar/register/WN_6IYkKI1QSvCXx2ulUwIVuQ

Kontakt für Rückfragen: Lorenz Blumenthaler: lorenz.blumenthaler@amadeu-antonio-stiftung.de | 030/240 886 16